Ensemble Melpomen

Ari­an­na Savall: Gesang, Bar­bi­tos, Lyra
Gio­van­ni Can­tari­ni: Gesang, Kithara
Mar­tin Lorenz: Tym­pa­non, Kymbalon
Con­rad Stein­mann: Aulos, Kym­balon und Leitung

Aufgenom­men am 16./17. Mai 2025 in der Skulp­turhalle Basel
Video­pro­duk­tion: Chan­dra Mäder
Sound: Hen­ry Moderlak

Alle Musik ist neu imag­iniert von Con­rad Steinmann.

Kom­mentare und Texte deutsch und griechisch zu Videoaufnahmen

Psaphródita

Sap­pho (* vor 600 v. Chr.)

Dieser Gesang ist das läng­ste der erhal­te­nen Frag­mente von Sap­pho, soweit wir heute Ken­nt­nis haben. Vielle­icht tauchen eines Tages weit­ere Teile auf, wiederum geschrieben auf Papyrus, der für ägyp­tis­che Mumien ver­wen­det wurde.
Ari­an­na singt die kla­gende Sap­pho, welche Aphrodite um Hil­fe anfle­ht: erlöse mich, lýs­so­mai. Grundiert ist der Gesang mit einem meist Bor­dun spie­len­den Aulos. Das Tym­pa­non bringt ab und zu Struk­tur im immer sel­ben, für Sap­pho typ­is­chen Rhyth­mus des Gedicht­es bzw. des Gesanges.
Instru­mente: Aulos nach Sym­po­sions-Abbil­dun­gen von Paul J. Reich­lin, Tym­pa­non unbekan­nter Herkunft.

Ewige Aphrodi­ta auf bun­tem Throne,
Lis­ten­spin­nende Tochter des Zeus, dich ruf ich:
Beuge nicht mit Küm­mer­nis, nicht mit Trübsinn,
Her­rin, das Herz mir,

son­dern komm zu mir, so du jemals von ferne
meinen Ruf ver­nahmst und mein Fle­hen erhörtest;
und du liess­est das Haus des Vaters, bestiegst den
gold­en geschirrten

Wagen und kamest. Flinke schim­mernde Strausse
zogen dich über der Erde dun­kle Gefilde,
hur­tig die Schwin­gen wirbel­nd, vom Him­mel nieder,
Äther durchquerend.

Flugs erre­icht­en sie mich. Doch dir, du Holde,
spielte ein Lächeln auf deinem unsterblichen Antlitz,
als du mich fragtest, warum ich dich wieder riefe,
was mich bedrücke,

was sich mein Herz in sein­er Ver­wirrung so sehnlich
wün­sche. „Wen soll ich dies­mal mit schme­ichel­nder Werbung
dein­er Liebe gewin­nen? Psap­pho, wer tut dir
etwas zuleide?

Bald fol­gt deinen Spuren, die jet­zt dich noch meidet,
Gaben bringt dir, die deine Geschenke verschmähte,
bald wird die Spröde, auch wider­strebend, im Nu der
Liebe verfallen.“

Komm auch heute zu mir, erlöse vom Übel
meine betrübte Seele, gewähre ihr alles,
was sie sehnend begehrt, und steh mir im Kampfe
sel­ber zur Seite.

Ποικιλόθρον᾽ ὰθάνατ᾽ ᾽Αφροδιτα,
παῖ Δίοσ, δολόπλοκε, λίσσομαί σε
μή μ᾽ ἄσαισι μήτ᾽ ὀνίαισι δάμνα,
πότνια, θῦμον.
ἀλλά τυίδ᾽ ἔλθ᾽, αἴποτα κἀτέρωτα
τᾶσ ἔμασ αύδωσ αἴοισα πήλγι
ἔκλυεσ πάτροσ δὲ δόμον λίποισα
χρύσιον ἦλθεσ
ἄρμ᾽ ὐποζεύξαια, κάλοι δέ σ᾽ ἆγον
ὤκεεσ στροῦθοι περὶ γᾶσ μελαίνασ
πύκνα δινεῦντεσ πτέῤ ἀπ᾽ ὠράνω
αἴθεροσ διὰ μέσσω.
αῖψα δ᾽ ἐχίκοντο, σὺ δ᾽, ὦ μάσαιρα
μειδιάσαισ᾽ ἀθάνατῳ προσώπῳ,
ἤρἐ ὄττι δηὖτε πέπονθα κὤττι
δἦγτε κάλημι
κὤττι μοι μάλιστα θέλω γένεσθαι
μαινόλᾳ θύμῳ, τίνα δηὖτε πείθω
μαῖσ ἄγην ἐσ σὰν φιλότατα τίσ τ, ὦ
Πσάπφ᾽, ἀδίκηει;
καὶ γάρ αἰ φεύγει, ταχέωσ διώξει,
αἰ δὲ δῶρα μὴ δέκετ ἀλλά δώσει,
αἰ δὲ μὴ φίλει ταχέωσ φιλήσει,
κωὐκ ἐθέλοισα.
ἔλθε μοι καὶ νῦν, χαλεπᾶν δὲ λῦσον
ἐκ μερίμναν ὄσσα δέ μοι τέλεσσαι
θῦμοσ ἰμμέρρει τέλεσον, σὐ δ᾽ αὔτα
σύμμαχοσ ἔσσο.

Kýthera

Home­risch­er Hym­nos an Aphrodite (6.Jh. v.Chr.)

Gio­van­ni singt diesen Gesang im Stil eines home­rischen Epos. Es ist eine Art Erzäh­lung im steten Rhyth­mus des Dak­ty­lus, die hier unter­stützt wird von ein­er Lyra mit ein­er kreisenden Begleitung und eines Tympanon.
Instru­mente: Lyra nach der Elgin – Lyra um 450 v. Chr. (British Muse­um) von Chrestos Terzes, Tym­pa­non unbekan­nter Herkunft.

Sin­gen will ich von Aphrodite, der Züchti­gen, Schönen,
gold­en Bekränzten. Das meerum­flossene Kypros ward ganz ihr,
samt seinen Zin­nen, ver­liehn. In schmiegsamen Schäu­men ent­führte sie
Zephirs, des feucht­en Brausers, Kraft auf der Woge des immer
Rauschen­den Meers. Da nah­men die Horen mit gold­en­em Stirnreif
grüssend sie auf und hüll­ten sie ein in unsterbliche Kleider,
krön­ten ihr dann mit dem gold­nen, her­rlichen, tre­f­flich gewundnen
Kranz das unsterbliche Haupt. Ins Löch­lein am Läp­pchen der Ohren
steck­ten sie Blu­men aus kost­barem Gold und aus Mess­ing, behingen
dann noch den zarten Hals und die schim­mern­den Brüste mit goldnen
Ket­ten, wom­it die Horen sel­ber sich schmück­en, so oft sie
gold­ene Reifen im Haar zum lieblichen Reigen der Götter
und zum Hause des Vaters gehen. Als alles getan war,
führten sie Aphrodite im vollen Glanz ihres Schmuckes
jet­zt den Unsterblichen zu. Die riefen „Willkom­men!“ beim Anblick,
reicht­en die Rechte ihr hin und jed­er fühlte Verlangen,
dass sie Gat­tin ihm werde und heim er sie führe. So weckte
Staunen und Wun­dern der veilchen­bekränzten Kýthera Erscheinung.

Über­set­zung: Anton Wei­her, München, Zürich 1989


Αἰδοίην χρυσοστέφανον καλὴν Ἀφροδίτην
ᾄσομαι, ἣ πάσης Κύπρου κρήδεμνα λέλογχεν
εἰναλίης, ὅθι μιν Ζεφύρου μένος ὑγρὸν ἀέντος
ἤωεικεν κατὰ κῦμα πολυφλοίσβοιο θαλάσσης
ἀφρῷ ἔνι μαλακῷˑ τὴν δὲ χρυσάμπυκες Ὧραι
δέξαντ΄ ἀσπασίως, περὶ δ΄ ἄμβροτα εἵματα ἕσσαν,
κρατὶ δ΄ ἐπ΄ ἀθανάτῳ στεφάνην ἔυτυκτον ἔθηκαν
καλὴν χρυσείην, ἐν δὲ τρητοῖσι λοβοῖσιν
ἄνθεμ΄ ὀρειχάλκου χρυσοῖό τε τιμήεντος,
δειρᾖ δ΄ ἀμφ΄ ἁπαλᾖ καὶ στήθεσιν ἀργυφέοισιν
ὅρμοισι χρυσέοισιν ἐκόσμεον οἷσί περ αὐταὶ
Ὧραι κοσμείσθην χρυσάμπυκες ὁππότ΄ ἴοιεν
ἐς χορὸν ἱμεροέντα θεῶν καἱ δώματα πατρό́ς.
αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ πάντα περὶ χροῒ κόσμον ἔθηκεν
ἧγον ἐς ἀθανἀτους· οἱ δ΄ ἠσπάζοντο ἰδόντες
χερσί τ΄ ἐδεξιόωντο καὶ ἠρήσαντο ἕκαστος
εἶναι κουριδίην ἄλοχον καὶ οἴκαδ΄ ἄγεσθαι,
εἶδος θαυμάζοντες ἰοστεφάνου Κυθερείης.

Éros

Sap­pho * geb. vor 600 v. Chr.(47 LB, 50 D)

Wieder verkör­pert der Gesang von Ari­an­na die innere Stimme von Sap­pho. Ein Tym­pa­non unter­stützt die Wucht des Textes.

Eros hat mir die Sinne erschüttert,
wie ein Sturm vom Gebirg auf die Eichen sich stürzt.

Über­set­zung: Horst Rüdiger


Ἔρος δ’ ἐτίναξέ μοι φρένας,
ὠς ἄνεμος κὰτ ὄρος δρύσιν ἐμπέτων

Máter

Sap­pho * geb. vor 600 v. Chr. (102 LP 114 D)

Wieder ist es Ari­an­na, die Sap­pho eine Stimme lei­ht. Aber vielle­icht ist es eher eine ihrer Schü­lerin­nen in ihrem Inter­nat auf Les­bos, die sie als „Müt­terchen“ um Rat in ihrem Liebesleid bit­tet. Ari­an­na begleit­et sich hier auf einem Bar­bi­tos. Hinzu kommt eine Dop­pelflöte, so wie man sich vielle­icht im Mit­te­lal­ter den griechis­chen Aulos vorgestellt hat.
Instru­mente: sieben­sait­iger Bar­bi­tos von Lutheros, Flöte­nau­los von Paul J. Reichlin

Lieb Müt­terchen,
Ich kann mein Gewebe nim­mer­mehr weben;
Der zärtlichen Aphrodite ergeben,
Verzehrt mich die Sehn­sucht nach ihm allein.

Über­set­zung: Horst Rüdiger


γλύκηα μᾶτερ, οὔτοι δύναμαι
κρέκην τὸν ἴστον πόθῳ
δάμεισα παῖδος βραδίναν
δι’ Ἀφροδίταν

Lýkos

Solon * um 625 bis um 550 v. Chr. (36. W. / 24 G.-Pr.)

Es ist Gio­van­ni, der hier in die Rolle des aris­tokratis­chen Poli­tik­ers und auch Sängers schlüpft. Solon zeigt sich in diesem Lied als Vorkämpfer gerechter und demokratis­ch­er Ver­hält­nisse, wie sie ein gutes Jahrhun­dert später in Athen ihre Form fan­den. Als Lykos, als Wolf fühlt er sich in seinem Kampf. Ein Tym­pa­non unter­stützt Gio­van­ni, ein kleines Kym­balon mah­nt ganz kurz Fremdes an und schliesslich heult abschliessend ein phry­gis­ch­er Aulos, gle­ich­sam ein spätes Wolfsgebrüll.
Instru­mente: Tym­pa­non, Kym­bala nach Orig­i­nalen von Dim­it­sana, um 500 v. Chr., phry­gis­ch­er Aulos aus Tunesien.

Ich jedoch – wozu ich zusam­men­brachte die
Gemeinde, was davon hab’ ich been­det, bevor ich’s erreicht?
Bezeu­gen kön­nte das für mich, wenn Recht die Zeit mir spricht,
die grösste Mut­ter der Göt­ter, der Olympischen,
am besten, die schwarze Got­theit Erde, aus der ich einst
die Gren­zsteine aushob, die vielerorts eingepflockten,
und die zuvor ver­sklavt, jet­zt frei.
Viele führt’ ich nach Athen, ins Vater­land, das gottgegründete,
zurück, die Verkauften — der eine ausser­halb des Rechts,
der andere recht­ens — , andre dann, die durch zwingende
Not sich auf die Flucht gemacht — ihre Zunge sprach nicht
mehr attisch, da sie doch vielerorts umhergeirrt.
Und die, die hier an Ort und Stelle Knechtschaft, ungebührliche,
zu lei­den hat­ten – vor dem Gebaren ihrer Her­rn erzit­terten sie -,
die macht’ ich frei. Dies hab’ ich kraft mein­er Macht,
Gewalt und Recht in eins verfugend,
getan und ging es durch, wie ich’s versprochen.
Doch die Geset­ze hab’ ich gle­icher­massen für den Schlecht­en und den Guten
— ger­aden Rechtsspruch auf einen jeden anpassend -
niedergeschrieben. Hätt’ die Gerte ein ander­er so wie ich erhalten,
ein schlimm sin­nen­der und Besitz lieben­der Mann,
er hätte die Gemeinde nicht gebändigt. Denn wenn ich gewil­lt gewe­sen wäre
zu dem, was den Geg­n­ern damals gefiel,
ander­er­seits zu dem, was immer diesen die andren zugedacht,
dann wäre viel­er Män­ner beraubt wor­den diese Stadt.
Zu diesen Zweck­en schuf ich Wehr mir auf allen Seiten,
und wie unter vie­len Hun­den dreht’ ich mich: ein Wolf (lýkos).

Über­set­zung: Christoph Mülke


ἐγὼ δὲ τῶν μὲν οὕωεκα ξυνήγαγον
δῆμον, τί τούτων πρὶν τυχεῖν ἐπαυσάμην;
συμμαρτυροίη ταῦτ΄ἂν ἐν δίκηι χρόνου
μήτηρ μεγίστη δαιμόνων Ὀλυμπίων
ἄριστα, Γῆ μέλαινα, τῆς ἐγώ ποτε
ὅρους ἀνεῖλον πολλαχῆιπεπηγότας,
πρόσθεν δὲ δουλεύουσα, νῦν ἐλευθέρη.
πολλοὺς δ΄ Ἀθήνας πατρίδ΄ἐς θεόκτιτον
ἀνήγαγον πραθέντας, ἄλλον ἐκδίκως,
ἄλλον δικαίως, τοὺς δ΄ἀναγκαίης ὑπό
χρειοῦσ φυγόντας, γλῶσσαν οὐκέτ΄ Ἀττικήν
ἱέντας, ὡς δὴ πολλαχήι πλανωμένους·
τοὺς δ΄ ἐνθάδ΄ αὐτοῦ δουλίην ἀεικέα
ἔχοντας, ἤθη δεσποτέων τρομεομένους,
ἐλευθέρους ἔθηκα. ταῦτα μὲν κράτει
ὁμοῦ βίην τε καὶ δίκην ξυναρμόσας
ἔρεξα, καὶ διῆλθον ὡς ὑπεσχόμην·
θεσμοὺς δ΄ ὁμοίως τῶι κακῶι τε κἀγαθῶι
εὐθεῖαν εἰς ἕκαστον ἁρμόσας δίκην
ἔγραψα. κέντρον δ΄ ἄλλος ὡς ἐγὼ λαβών,
κακοφραδής τε καὶ φιλοκτήμων ἀνήρ,
οὐκ ἂν κατέσχε δῆμον· εἰ γὰρ ἢθελον,
ἃ τοῖς ἐναντίοισιν ἥνδανεν τότε,
αὖτις δ΄ ἃ τοῖσιν οὕτεροι φρασαίατο,
πολλῶν ἂν ἀνδρῶν ἥδ΄ ἐχηρώθη πόλις.
τῶν οὕνεκ΄ ἀλκὴν πάντοθεν ποιεόμενος
ὡς ἐν κυσὶν πολλῆισιν ἐστράφην λύκος.

Théognis

Theog­nis (6.Jh.v. Chr.)

Theog­nis, Sänger aris­tokratis­ch­er Herkun­ft, besingt in vie­len sein­er Elegien die Fre­und­schaft und die Liebe zu seinen „Schö­nen“ (kalós). Gio­van­ni singt diese dak­tylis­chen Verse mit angemessen­er Lei­den­schaft, begleit­et sich sel­ber mit der Kithara und wird unter­stützt von einem Flötenaulos.
Instru­mente: sieben­sait­ige Kithara von Julian Behr, Flöte­nau­los von Paul J. Reich­lin, Kym­balon aus Dim­it­sana, um 500 v. Chr. von Markus Uhl.

Schön­ster Knabe und lieblich­ster von allen (Theog­nidea II. Buch, Vers 1365)

Knabe, mit Wahnsinn hast du meinen edlen Ver­stand zer­rüt­tet (II. Buch, Vers 1271)

Knabe, von Gestalt bist du schön, doch es liegt
ein har­ter und unver­ständi­ger Kranz auf deinem Haupt (II. Buch, Verse 1256 / 60)

Bös­er Eros, aufgenom­men und erzo­gen von den Göt­tern des Wahnsinns (II. Buch, Vers 1231)

Liebe gehört dem Knaben, eine Frau hat keinen getreuen Gefährten,
son­dern sie liebt den, der ger­ade bei ihr ist (II. Buch, Verse 1367 / 68)

Über­set­zung: Dirk Uwe Hansen


ὦ παίδων κάλλιστε καὶ ἱμεροέστατε πάντων,
στῆθ‘ αὐτοῦ καί μοθ παῦρ‘ ἐπακουσον ἔπη.

ὦ παῖ, μαργοσύνηις ἀπό μευ νόον ὢλεσας ἐσθλόν,
σχέτλι‘ Ἒρως, Μανία σ΄ἐτιθνήσαντο λαβοῦσαι

ὦ παῖ, τὴν μορφὴν μὲν ἔφυς καλόσ, ἀλλ΄ ἐπίκειται
καρτερὸς ἀγνώμων σῆι κεφαλῆι στέφανος

παιδός τοι χάρις ἐστί· γυναικὶ δὲ πιστὸς ἑταῖρος
οὐδείς, ἀλλ΄ αἰεὶ τὸν παρεόντα φιλεῖ.

Móna

Sap­pho * vor 600 v. Chr. (94 D)

Die Verse dieses Liedes sind wohl das berühmteste Frag­ment von Sap­pho, die selb­st von Pla­ton als zehnte Muse verehrt wurde. Die weni­gen Verse der Mona (alleine) find­en bei Ari­an­na und ihrem Bar­bi­tos eine wun­der­bare und adäquate Form.
Instru­ment: sieben­sait­iger Bar­bi­tos von Lutheros.

Ver­sunken der Mond
Und die Ple­jaden; Mitte
Der Nacht; die Zeit verstreicht.
Ich aber schlafe allein.

Über­set­zung: Horst Rüdiger


Δέδυκε μὲν ἀ σελάννα καὶ Πληίαδες,
μέσαι δὲ νυ̒κτες
παρὰ δ‘ ἔρχετ‘ ὦρα,
ἔγω δὲ μόνα κατευ̒δω

Ónar (Traum)

Mim­n­er­mos * um 600 v. Chr.

Zwei Kym­bala illus­tri­eren und umkreisen die Verse des Mim­n­er­mos, der in dak­tylis­chem Vers­mass den Ver­lust der Sehn­sucht nach Jugend aus­drückt. Gio­van­ni „zit­tert“ sich gle­ich­sam als Mim­n­er­mos sel­ber durch die schmer­zlichen Verse.
Instru­mente: zwei Kym­bala nach Orig­i­nalen aus Mesopotamien ca. 800 v. Chr. von Markus Uhl.

Gle­ich läuft mir unendlich viel Schweiss die Haut hinab,
ich erzit­tere, wenn ich die Blüte der Jugend sehe,
die so reizend ist, wie sie schön ist.

Über­set­zung: Horst Rüdiger


αὐτίκα μοι κατὰ μὲν χροιὴν ῥέει ἄσπετος ἰδρώς,
πτοιῶμαι δ‘ ἐσορῶν ἄνθος ὀμηλικίης
τερπνὸν ὁμῶς καὶ καλόν.

Gaía

Anakre­on * um 570 bis 495 v. Chr.

Anakre­on gilt, im grossen Gegen­satz zu vie­len anderen Sängern sein­er Zeit, als aus­ge­sprochen lebens­freudi­ger Men­sch. Dies zeigt sich auch in diesem Gedicht, das die Trink­freude besingt. Ari­an­na und Gio­van­ni sin­gen, Mar­tin mit Tam­bu­rel­lo und Con­rad mit dem per­sis­chen Aulos Qos­meh sor­gen für eine Fest­stim­mung, wie sie auch heute noch in per­sis­chen Hochzeit­en auftreten kann.
Instru­mente: Qos­meh aus kur­disch-iranis­chem Gebi­et unbekan­nter Herkun­ft, anonymer Tamburello.

Es trinkt die dun­kle Erde,
Draus Bäume wieder trinken;
Es trinkt das Meer die Bäche,
Die Sonne trinkt die Meere,
Der Mond trinkt aus der Sonne-
Was wehrt ihr mir, ihr Freunde,
wenn ich trinken will?

Über­set­zung: Horst Rüdiger


Ἡ γῆ μέλαινα πίνει,
πίνει δὲ δένδρε΄αὖ γῆν.
Πίνει θάλασς΄ἀναύρους,
ὁ δ΄ἥλιος θάλασσαν,
τὸν δ΄ ἥλιον σελήνη·
τί μοι μάχεσθ΄, ἑταῖροι,
καὐτῷ θέλοντι πίνειν;

naí

Wer weiss: ein Tanz für ein Sym­po­sion, oder ein Tanz für die Heimkehr nach einem trink­freudi­gen Gelage, einem sog. komos? Im Mit­te­lal­ter wird man ein solch­es Stück wohl als Estampie bezeichnen.
Instru­mente: Flöte­nau­los von Paul J. Reich­lin, ca. 1990, Tam­bu­rel­lo ägyp­tis­ch­er Herkunft.

thrénos α

Eine kurze Klagemelodie.
Schil­fau­los (kàlam­os) nach einem ägyp­tis­chen Instru­ment im Museo egit­to in Turin von Paul J. Reich­lin, ca. 2000

thrénos β

Eine kleine Melodie, wie aus der Erin­nerung an eine Trauerzeremonie.
Flöte­nau­los von Taavi-Mats Utt